PRESSE, Saarbrücker Zeitung, 12.5.2005
Nach der Kinder-Uni startet jetzt eine Wissenschafts-Matinee für
Erwachsene
Peter Bylda
Fachleute saarländischer Hochschulen berichten in einer Veranstaltungsreihe
ein Mal monatlich über die Ergebnisse ihrer Forschungen.
Am morgigen Mittwoch beginnt die erste Vorlesungsreihe für
Kinder an der Saar-Universität. 1700 junge Teilnehmer sind
bereits angemeldet.Für Erwachsene hat das Wissenschaftsforum
jetzt eine Wissenschafts-Matinee ins Leben gerufen.
"Wissen macht Spaß" - unter diesem Motto beginnt
morgen an der Saar-Universität die erste Vorlesungsreihe
nur für Kinder. Die Kinder-Uni ist mit über 1700 Anmeldungen
ein Riesen-Erfolg - aber eben ausschließlich für Kinder
bestimmt. Und die Erwachsenen? Für sie hat nun das Wissenschaftsforum
Saar eine eigene Vorlesungsreihe ins Leben gerufen: die Wissenschafts-Matinee.
Einmal im Monat, jeweils an einem Sonntagvormittag,sollen Fachleute
saarländischer Hochschulen in dieser Veranstaltungsreihe über
Ergebnisse ihrer Forschung berichten. Über spannende Themen,
die alle interessieren, und in einer Sprache, die jeder versteht.
Wer bei den knapp einstündigen Vorträgen zuhören
möchte, brauche weder Abitur
noch Hochschulabschluss, versprechen die Veranstalter. Interesse
genügt.
Das Wissenschaftsforum ist ein Zusammenschluss von Hochschullehrern,Vertretern
aus Wirtschaft, Kultur und Politik. Vater des wissenschaftlichen
Frühschoppens, der vom Forum gemeinsam mit der Union-Stiftung
organisiert wird, ist Professor Manfred Pinkal (Foto: Uwe Bellhäuser).
Der Computerlinguist der Saar-Uni und Vorsitzende des Wissenschaftsforums
will mit der Veranstaltungsreihe "die besonderen Leistungen
der Hochschulen in der Öffentlichkeit stärker deutlich
machen." Das sagt sich leicht, bedeutet aber in der Praxis
eine Menge Arbeit. Obwohl einige Fachbereiche der saarländischen
Hochschullandschaft mittlerweile internationale Spitzenleistung
bieten, ist das ausgerechnet in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft
bis heute vielfach unbekannt geblieben. Selbst schuld,sagt Uni-Professor
Pinkal nach einem
kritischen Blick auf die Saarbrücker Hochschullandschaft.
Da wären zum Beispiel die Saarbrücker Fachbereiche der
Saar-Uni. Sie sitzen isoliert auf ihrem Campus, drumherum jede Menge
Wald "dann erst kommt Saarbrücken,und der Rest des Saarlandes
ist noch viel weiter weg". Deshalb lautet das
Leitmotiv der Veranstaltungsreihe: "Wir müssen die Hochschulen
zu den Menschen bringen." Die Matinee ist als wissenschaftliche
Wanderveranstaltung angelegt. Sie soll Informationen vom Campus
ins Land tragen. Die Vorträge finden an wechselnden Orten im
Saarland statt.Drei Veranstaltungen sind fürs laufende Sommersemester
geplant. Den Auftakt macht am 22. Mai um 11 Uhr in der alten Baumwollspinnerei
in St. Ingbert Professor Peter Seidel vom Max-Planck-Institut für
Informatik in Saarbrücken. Er berichtet über "Alte
Skulpturen, schlaue Köpfe und moderne Computergrafik".
Der mit dem
Leibniz-Preis - mit 1,5 Millionen Euro die höchstdotierte wissenschaftliche
Ehrung in Deutschland - ausgezeichnete
Informatiker entwickelt am Max- Planck-Institut unter anderem Grundlagen
für räumliche Darstellungen am Computer, die das Internet
von morgen um 3D-Komponenten erweitern sollen. Seidel will zeigen,
wie aus seltenen Skulpturen, die bisher nur in Museen zu sehen sind,
täuschend echt wirkende räumliche Darstellungen für
den PC-Bildschirm gewonnen werden können. Diese Technik, die
die Saarbrücker Forscher gemeinsam mit italienischen Kunsthistorikern
entwickelt haben, ist nicht nur für Kunstfreunde und Museen
interessant. Sie erlaubt auch völlig neue Effekte in Computerspielen,
Entwicklungen im
Automobilbau und in der Medizin. Die neue 3D-Technik kann zum Beispiel
Gesichtszüge eines Menschen im Zeitraffer
um Jahrzehnte altern lassen.
Wem das missfallen sollte, der kann den Verlauf der Zeit auch umkehren
und die Jugend auf den Bildschirm zurückholen.
Mit einem virtuellen Skalpell können Gesichtszüge eines
Menschen ausgeschnitten und auf einen anderen Kopf übertragen
werden.
Spektakulär wird der Vortrag des Informatikers, wenn er Bilder
zum Reden bringt, als wären es Filme. "Uns genügt
im Prinzip schon das Foto einer Person, um ihr Gesicht sprechen
zu lassen." Als Testpersonen für dieses Verfahren hat
sich Seidel unter anderem Johann Wolfgang Goethe und den Namenspatron
der Max-Planck-Gesellschaft ausgesucht.
Wer sich für die Informationen aus der Computerwelt von morgen
interessiert,sollte sich die Internet-Adresse
www.wissenschaftsforum-saar.de
notieren. Auf dieser Seite bittet das Forum um Anmeldungen für
die Wissenschaftsmatinee.
Als weitere Veranstaltungen des Sommersemesters steht ein Vortrag
des Chemikers Professor Michael Veith (Juni) zum Thema Nanochemie
fest. Im Juli wird der Historiker Professor Wolfgang Haubrichs über
die Entstehung von Ortsnamen unserer Region berichten.
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