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Ausstellung 29.10. - 26.11.2004

Nikola Irmer

"Nicht die ganze Wahrheit"

Malerei, Öl auf Leinwand

Vernissage Freitag, 29.10.2004 ab 19.00 Uhr
Einführung Robert Felfe, Kunsthistoriker

Die Gemälde von Nikola Irmer sind Schauplätze wandelbarer Identitäten. Per Annonce gefundene Modelle lassen sich wie zufällig im öffentlichen Raum beobachten oder zelebrieren ihre Rollenspiele in der Geschlossenheit des Ateliers. Die Schichten und Tonlagen der Malerei erzeugen zugleich Distanz und Nähe, fordern Teilhabe und Respekt.

Die neueste Werkgruppe der Berliner Künstlerin wurde für die Ausstellung der K4 galerie konzipiert und zeigt Szenen aus dem Mauerpark in Berlin.

Des weiteren werden im Obergeschoß der Galerie Arbeiten aus der Werkgruppe "Horst" gezeigt.

Die Erscheinung anderer und was sie von sich zeigen sind ebenso alte wie unerschöpfliche Felder der Malerei. Nikola Irmer, die nach ihrem Studium in San Francisco, Glasgow und New York heute in Berlin lebt, geht diesem Thema auf ganz eigene Weise nach. Seit etwa zwei Jahren arbeitet sie mit Modellen, die sich auf ihre Zeitungsannoncen melden. Für einige Euro pro Stunde - so ist der Tausch - lassen sie sich malen, zeichnen und fotografieren. Sie kommen ins Atelier oder man trifft sich an Orten, die die Modelle vorschlagen.

In wie verschiedene Richtungen sich Motive entwickeln können, die auf diese Weise entstehen, zeigen die Arbeiten aus zwei aktuellen Werkgruppen der Künstlerin in der K4 Galerie Saarbrücken. Da ist zum einen ein Zyklus über eine Gruppe von Teenagern, genauer Punks im Alter von etwa 15 Jahren. Auf einigen großformatigen Leinwänden bevölkern sie die eher spröde Landschaft des so genannten Mauerparks in Berlin. Ungewollt fallen einem Ikonen der Kunstgeschichte wie Manets Frühstück ein - aber diese Assoziationen treten wieder in den Hintergrund. Sie verblassen angesichts der unwirklichen Idylle der urbanen Szenerie, vor allem aber beanspruchen die Personen einen ganz eigenen Handlungsspielraum. Neben den Codes und absichtlichen Gesten der Selbstdarstellung findet die Malerei dabei auch jene Momente, in denen die Protagonisten aus den Ritualen ihrer Selbstinszenierung herausfallen.

Ganz andere Grenzgänge zwischen verschiedenen Identitäten zelebriert "Horst" in der diskreten Abgeschlossenheit des Ateliers. Nach nur wenigen Treffen erzählte der Cross-Dresser von seinen gelegentlichen Auftritten und schlug vor, demnächst mit Kostümen zu posieren. Es entstanden zahlreiche Studien und großformatige Bilder, in denen der schwere Körper in Lebensgröße präsent wird. Was mit der Herstellung seiner Kostüme beginnt gewinnt in den Bildern eine weitere Stufe der Ausführung. In der Malerei erfährt das lustvolle Rollenspiel mitsamt seinem befreienden Bekenntnis zur Unvollkommenheit eine letzte Steigerung. Selbst in der bizarrsten Travestie gibt es keinen Moment, in dem das Spiel der Verwandlungen nicht von der tragikomischen Würde des Akteurs getragen wird.

Robert Felfe, Kunsthistoriker