Ruth Bussmann
Ruth Bussmann - Biografie
Ruth Bussmann wurde 1962 in Kirchhellen, Westfalen geboren.
Von
1981-1985 wurde sie zur Grafikerin ausgebildet.
1992-1994 studierte sie Freie Kunst und Malerei bei Professor Jochen Zellmann
an der Kunstakademie Münster und im Anschluss daran bis 1997
bei Professor Beate Schiff an der Kunstakademie Düsseldorf.
2001 wurde Bussmann der Kunstpreis der Sparkasse
Bayreuth verliehen. Ruth Bussmann stellt seit 1996 in
zahlreichen Gruppen- und Einzelaussstellungen aus, u.a.
im Josef Albers Museum, Bottrop, in Artvivendi, Pietra
Santa/Italien, in der Kunsthalle Vierseithof, Luckenwalde/
Berlin, im Museum Hollfeld, Bayreuth und der Galerie
Fellner von Feldegg, Krefeld. Ruth Bussmann lebt und
arbeitet in Velbert.
Ruth Bussmann - Werkbeschreibung
Susanne Buckesfeld M.A.
Das künstlerische Interesse von Ruth Bussmann gilt
vorrangig dem Menschen - er steht im Mittelpunkt ihrer figürlichen
Malerei. Sie geht dabei von Fotografien aus, die sie selbst vor Beginn
des Malprozesses gemacht hat, um sie später, im Atelier, als Motivspeicher
zu nutzen. 17 Uhr und November heißen ihre wichtigsten Werkgruppen,
in denen einzelne Figuren immer wieder vor einem meist unbestimmt bleibenden
Bildhintergrund auftreten. Sowohl die Komposition als auch die differenzierte
Farbgebung verleihen den Bildern dabei eine ganz eigene Gestimmtheit.
Doch vor allem ist es die Farbe, die für die intensive Leuchtkraft
der Gemälde sorgt und den Blick förmlich hinter das Sichtbare
zieht. So gelingt es Bussmann, mit großer handwerklicher Sicherheit
von der Fotografie zu abstrahieren und dennoch das besondere Licht jener
Zwischenzustände, die sie mit 17 Uhr und November bezeichnet, im
Bild zu bannen. Sie vermag damit gleichsam Inneres nach Außen treten
zu lassen und uns etwas über ihre Figuren zu vermitteln, das zwar
visuell zu erfassen ist, aber dennoch geheimnisvoll unbestimmt bleibt.
Die beredte Atmosphäre eines Augenblicks wird in den Arbeiten Ruth
Bussmanns durch das emotionale Erleben der Farbe eindringlich zum Ausdruck
gebracht.
Asja Kaspers
Den Menschen thematisieren die Bildwelten Ruth Bussmanns.
In einer dezenten, chromatischen Farbigkeit hält die Malerin Einzelpersonen
auf der Bildfläche fest, die zumeist im Begriff sind, eine nicht
näher definierte Umgebung zu durchschreiten. Bussmann fixiert ihre
Figuren in Momentaufnahmen und lässt ihre Bewegungsabläufe somit
erstarren. Trotzdem wird die Bewegung zu einem der tragenden Kompositionselemente,
da sie durch die Körperhaltung und Ausrichtung der Menschen im Bild
immanent ist.
Den aktuellen Werkgruppen "November" und "17
Uhr" ist gemeinsam, dass sich die dargestellten Figuren unter freiem
Himmel bewegen. Darauf verweisen dominante, scheinbar von der Sonne verursachte
Schatten, die auf die den Umraum bildenden Farbflächen geworfen werden.
Die Schatten fungieren oft als Kontrapunkt zu den fingierten Bewegungsrichtungen
und binden die Protagonisten somit umso deutlicher an ihre aktuelle Position.
Kleidung und Accessoires weisen die Personen als unsere Zeitgenossen aus
-Menschentypen, die man alltäglich auf Straßen, Wegen, in Parks
oder auf öffentlichen Plätzen wahrnimmt. Vielleicht führen
eine Frisur, ein Kleidungsstück oder eine Haltung sogar dazu, dass
man sich an ganz konkrete Personen erinnert fühlt, denen man oft
begegnet, ohne sie tatsächlich zu kennen. Diese Assoziationsplattform
ermöglicht Ruth Bussmann durch die Schemenhaftigkeit ihrer Figuren
und Bildräume: Die Umräume setzen sich aus gleichmäßigen
Farbflächen zusammen, die durch ihre Korrespondenzen und Wechselspiele
belebt werden und Stimmungen erzeugen. Die Figuren geben dem Betrachter
keine Identitätsmerkmale preis, da sie sich oft mit dem Rücken
zu ihm wenden.
Nur vereinzelt ist ein Gesicht auszumachen - die Abwendung
des Blicks, eine große Distanz oder die Vogelperspektive machen
den Blickkontakt jedoch unmöglich. Trotzdem gibt es indirekte Hinweise
auf die Personen im Bild: Die Schatten zweier sich innig unterhaltenden
Frauen laufen auf dem Boden zusammen, ein Roller- fahrendes Kind verschmilzt
im Schatten mit ihm zu einer Einheit, der Schatten eines kleinen Mädchens
wirkt fast riesenhaft. Die den Titeln "November" und "17
Uhr" implizite Thematik des Übergangs - sei es von einer Ruth
Bussmann, 17 Uhr XXXV, 2005, Öl auf Leinwand, 120 x 160 cm Jahreszeit
oder von einer Tageszeit zur anderen - bestätigen die Blickrichtungen
der Figuren: mal blicken sie ihrem Ziel entgegen oder sie schauen auf
ihren vermeintlichen Ausgangspunkt zurück. Die Bilder Ruth Bussmanns
werfen an vielen Stellen Fragen auf, anstatt fertige Antworten zu liefern.
Eine Ursache liegt darin begründet, dass Bussmann ihre Figuren selbst
nicht kennt. Sie werden von der Künstlerin aus kleinen Farbflächen
heraus entwickelt, indem sie ohne konkrete Vorplanung auf den Bildträger
gesetzt werden. Aus diesen ersten Schritten ergeben sich intuitiv die
folgenden, so lange, bis sich für die Künstlerin eine stimmige
Szenerie oder überzeugende Interaktion der Personen manifestiert
haben. Einmal etablierte Figuren tauchen manchmal in anderen Perspektiven,
Haltungen oder Bewegungen in weiteren Bildern einer Werkgruppe wieder
auf. Die Stimmungen der Künstlerin während des Malprozesses
transportieren sich durch Modifikationen von Farbigkeit, Form und Lichteinfall.
So werden die forschenden Gemälde Ruth Bussmanns zu Symbolen für
die Stationen menschlicher Lebenswege und Befindlichkeiten, die sich an
emotionale wie soziale Verortungen gleichermaßen herantasten. Letztlich
ist jedoch der Betrachter aufgefordert, seine persönlichen Schlüsse
zu ziehen.
Ruth Bussmann - Abbildungen

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17 Uhr, 2005, Öl auf Holz, 24 x
30 cm |
17 Uhr, 2005, Öl auf Holz, 24 x
30 cm |
17 Uhr, 2005, Öl auf Holz, 24 x
30 cm |

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17 Uhr, 2004, Öl auf Leinwand, 120
x 160 cm |
November, 2005, Öl auf Leinwand,
120 x 160 cm |
November, 2005, Öl auf Leinwand,
100 x 140 cm |

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November, 2005, Öl auf Leinwand,
100 x 140 cm |
November, 2005, Öl auf Leinwand,
100 x 140 cm |
17 Uhr, 2005, Öl auf Leinwand, 100
x 140 cm |
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Nizza, 2006, Öl
auf Leinwand, 120 x 160 cm |
Nizza, 2006, Öl
auf Leinwand, 120 x 160 cm |
17 Uhr, 2005, Öl auf Leinwand, 120
x 160 cm |
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