Dieter Froelich
Dieter Froelich - Biografie
1959 geboren
Studium der Malerei und Plastik an der Fachhochschule für
Kunstund Design in Hannover (Diplom).
Studium an der "Städelschule" in Frankfurt am Main.
Malerei und Kunsttheorie bei Jochims, Kochseminare bei Peter Kubelka und
Plastik bei Michael Croissant (Meisterschüler).
1999 - 2002 Vertretungsprofessur (Plastik und Kochen als Kunstgattung)
an der Fachhochschule Hannover, Fachbereich Bildende Kunst.
Ausstellungen
(K) Publikation
(E) Einzelausstellung
2004 > Galerie der Hochschule für Grafik
und Buchkunst, Leipzig, "Erst kommt das Fressen und dann kommt die
Moral"
> Kunstverein Hannover, 82.Herbstausstellung Niedersächsischer
Künstler
2003 > Schloß Duchcov, Tschechien, Buon giorno, Casanova!,
(K)
> Collegium Helveticum der ETH Zürich, Voller Mund erzählt,
eine Kocharbeit, (Textheft)
> Galerie Cora Hölzl, Düsseldorf
> Kunstverein Hannover, Gemengsel und Gehäcksel, eine Kocharbeit,
(Textheft)
2002 > Heiliggeistkirche, Frankfurt/Main, Die Speise ward
Wort, Eine Koch- und Textarbeit
> Kulturwissenschaftliches Institut Essen, Die Dinge des Lebens, Plastik
und Kochseminar
2001 > Galerie Art Studio 1, Deinste, (E)
> Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (E)
> Vor-Sicht / Rück-Sicht, 8.Trienale der Kleinplastik, Fellbach,
(K)
2000 > Kunststreifzüge, Roemer - Museum, Hildesheim,
(K)
> Handle with care, Städtische Galerie Hannover
1999 > auswärts-kunstraum, Frankfurt am Main, (E)
> Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (E, K)
> Lokalzeit, Kunstverein Lingen, (K)
1998 > Prefectural Art Museum, Hiroshima
> Michael Croissant und Schüler, Skulpturenkabinett Freiburg
1997 > Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (E, K)
> Städt. Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach, (Salonstücke),
(E, K)
> Galerie Art Studio 1, Deinste, (E, K)
> Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (Multiples 1987-1997), (E, K)
> Eröffnungsausstellung der Casa di Goethe, Rom, (K)
1996 > Villa Massimo, Rom, (E, K)
> Babele 2, Villa Massimo, Rom, (K)
1995 > Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (E, K)
> Galerie Terbrüggen, Heidelberg, (E)
> Förderkreis der Galerie für Zeitgenössische Kunst,
Leipzig, (E, K)
> Janus Avivson Gallery, London, (E, K)
> Junge Kunst aus Niedersachsen 2, Wanderausstellung der Niedersächs.
Sparkassenstiftung, (K)
> Frühlingserwachen, Kunstverein Hannover, (K)
> Junge Kunst aus Bremer Privatbesitz, Gesellschaft für Aktuelle
Kunst, Bremen, (K)
1994 > Galerie Lang, Leipzig, (E)
> Galerie Cato Jans, Hamburg, (E)
> Kunstverein Bremerhaven, (E)
> Galerie Cornelius Hertz, Bremen, (E)
1993 > Galerie Art Studio 1, Deinste
> Projekt Werkstattausstellungen, Münster
> Art Cologne Förderkoje, bei Galerie Sandmann + Haak
> It's Time, Haus am Wasser, Bremen, (K)
> Preisträger Villa Massimo, Staudenhofgalerie Potsdam
1992 > Produzentengalerie Kassel, (E)
> Szene Hannover, Kunstverein Hannover, (K)
> Treppenhaus, Nieders. Ministerium für Wissenschaft und Kunst,
(K)
> Junge Kunst, Saarlandmuseum Saarbrücken, (K)
> Galerie Anita Neugebauer, Basel, (E)
> Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (E, K)
1991 > Aussenraum - Innenstadt, Sprengel Museum Hannover,
(K)
> Stipendiaten des ADK, Städtische Galerie Hannover, (K)
1990 > Galerie Sandmann + Haak, Hannover, (E, K)
> Hannover - Leipzig, Galerie der HfGB Leipzig
> RaumKlima, Kunstverein Hannover, (K)
1989 > Kunstpreis Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen,
(K)
1988 > Fünf Bildhauer aus Frankfurt, Produzentengalerie
Kassel
Dieter Froelich - Werkbeschreibung
Thomas Deecke
Als René Magritte unter das Abbild der Pfeife den
Satz: "Ceci n'est pas une pipe" (Dies ist keine Pfeife) schrieb,
ist der referentiale Charakter des Bildes, das Bild also, das der Betrachter
sich von dem Gegenstand selber macht und das nur scheinbar das Ding selber
darstellt, als Problem der Kunst offensichtlich geworden. Wir haben spätestens
seither gelernt, mit diesem Bruch zu leben, daß das Bild von etwas
ebenso wichtig oder real sein kann wie der Gegenstand selber, den es abbildet,
ja, daß erst die Abbildung, also seine bildnerische Übersetzung,
es zum Bild, also Kunstwerk macht und sei es nur wegen der Behauptung
oder Setzung, die es in sich trägt. Denn an den handwerklichen Fähigkeiten
einer Umsetzung in Malerei kann es, zumindest was René Magritte
angeht, nicht liegen, zählt er doch wahrlich nicht zu den Meistern
der Peinture (man vergleiche seine trockene, akademische "Anstreicherei"
nur einmal mit den atmosphärisch-malerisch aufgeladenen Bildern eines
gleichzeitigen Pierre Bonnard). Peinture stand hier auch nicht zur Frage,
sondern Darstellung "pur" reichte völlig aus, zu transportieren,
was an Fragestellung zu transportieren war und nur dieses. Immerhin aber
lebte der Bildzusammenhang von der aufeinander, wenn auch als Widerspruch,
bezogenen Beziehung der Pfeife und der - allerdings seine Existenz als
solche negierenden - Pfeifenbezeichnung.
Ein Künstler, wie Dieter Froelich, ein Nachgeborener, dem die Erfahrungen
der Erfindergeneration zur Verfügung stehen, hat es da schwerer,
die Beziehungen zwischen dem avisierten Ding und seiner Bezeichnung darzustellen,
und deshalb scheint er auf sie verzichten zu wollen. Es fragt sich angesichts
seiner den Blick verunsichernden, ja in ihrer absichtlichen Banalität
höchst irritierenden Textarbeiten als auch der Skulpturen, ob er
das eigentlich überhaupt möchte, ob er nicht vielmehr etwas
ganz anderes im Sinne hat, ob ihn gar die doch als selbstverständlich
oder gar logisch anzusehende Verbindung zwischen dem Ding und dem Wort,
das es bezeichnet, überhaupt noch interessiert? Was geht in dem Künstler
und seinem Rezipienten vor, wenn eine Preßspanplatte billigster
Provenience zum Träger so unterschiedlicher Worte wird, die mittels
Lettern von eben solcher Banalität bedruckt / beschrieben sind, die
zwar einen Gegenstand bzw. Lebewesen benennen, diese aber allenfalls assoziieren
lassen, sie aber zugleich wie im luftleeren Raum aller Zusammenhänge
entkleiden, ja, ihnen die Aura ihrer Erscheinung und d.h. Existenz nehmen?
Sie sind weder das, was sie bezeichnen, noch weist außer ihrer Bezeichnung
irgend etwas auf eine Beziehung zu dem bezeichneten Gegenstand hin, als
da wären: literarische Zusammenhänge in Form einer noch so verkürzten
Erzählung, die von dem bezeichneten Ding oder Wesen Kunde gäbe,
noch auch ein formaler Bezug zum bezeichneten Objekt selber:
Wenn beispielsweise verschiedene Dinge auf gleichem Material, in gleicher
typografischer Erscheinung, mit gleicher Farbe benannt werden: "Suppe
- Tisch - Pferd". Ebenso verhält es sich mit den Gegenständen,
oder nennen wir sie ruhig "Skulpturen", die er schafft, obwohl
ihnen fast alle Charakteristika der individuellen Gestaltung fehlen, da
sie wie aus der Massenfertigung erscheinen, gleichförmig im wahrsten
Sinne des Wortes, seriell, aus gleichem Material und in gleicher Farbe
gefaßt, obwohl sie doch Pferd, Treppe, Haus, Kreuz, Kirche, Tisch,
Tasse usw. darstellen und aus ein und demselben Zusammenhang, nämlich
dem eines Bildes, gelöst zu sein scheinen.
Das Stichwort ist gefallen: Es fehlt der Zusammenhang, und er fehlt ganz
bewußt; es fehlt das übergeordnete Ganze, vielleicht gar das
Zusammenfassende eines Glaubens? Einer religiösen Bindung? Einer
Ideologie, oder eines Stiles vielleicht nur, gewissermaßen mit kleinerer
Münze ausgezahlt als mit den ganz großen Hämmern der weltanschaulichen
Betrachtung? Ist das so überraschend, daß ein Künstler
seiner Generation all den Verheißungen der heruntergewirtschafteten
Überbauten nicht mehr vertraut, ja sie abwehrt? Ist es überraschend,
daß ein so intelligenter Nachgeborener, wie Dieter Froelich, nicht
mehr hinter Magritte zurückfallen möchte, der die Frage nach
der inneren Logik von Darstellung und Existenz in der Behauptung "Ceci
n'est pas une pipe" aufhob? Froelichs Pferde sind deshalb noch lange
keine "Pferde" mehr, seien sie nun skulpiert oder geschrieben;
vielleicht sind sie "Suppe", sie könnten aber ebenso "Tisch"
sein, wer will das entscheiden in einer Zeit, in der die "wirklichen"
Ereignisse erst durch ihre Erscheinung im Bild des Fernsehens als "Reality-TV"
als wirklich erkannt werden, wie gefälscht sie auch immer sein mögen
(wie wir, Gott sei Dank, noch immer zu erkennen vermeinen).
Dieter Froelich ist, das wird deutlich, ein Skeptiker hohen Grades gegenüber
den Möglichkeiten, sich die Welt durch Nachbildungen, durch Texte
und Worte und durch skulpturale Nachbildung vertrauter zu machen. Er erlaubt
sich aber trotzdem, wenigstens die Frage nach einer möglichen anderen
Erscheinung des realen wie des jeweils assoziierten Bildes oder Begriffes
jenseits ihrer augenblicklichen und vielleicht sogar absichtlich banal
wirkenden Erscheinung zu erhoffen. Die Antwort bleibt - vorläufig
- offen; sie zu stellen ist erst einmal Tat genug.
Dieter Froelich - Abbildungen
Plastik
  
Wachsgüsse, 2004
Auflage je 10
Textbasierte Arbeiten

Pelikan, 1997
Holz, Farbe, Stempeldruck
77 x 32 x 9 cm (geschlossen)

Sie gingen fort, 199?
Holz, Farbe, Stempeldruck
ca. 15 x 30 x 4 cm

Montblanc, 1994
Holz, Farbe, Stempeldruck
12 x 32 x 4 cm
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