Karin Schlicht
Karin Schlicht - Biografie
1991
bis 1996 Studium, Freie Kunst, Freie Kunsthochschule Nürtingen
bei Günther Reger, Harry Walter und René Straub (ABR Stuttgart)
1996 bis 2001 Studium, Mixed Media / Intermedia, an der Hochschule
der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken bei Prof. Ulrike Rosenbach,
Prof. Christina Kubisch und Prof. Daniel Hausig,
April 2001 Diplom
Einzelausstellungen
2000 Geheime Sehnsüchte - Kitschige Spuren, "Lebensräume
- Lebensträume", K4 forum, Saarbrücken (Vortrag und Katalog)
2001 Standpunkte, Lügen und Sagen, "Die erinnerte Wohnlandschaft
", Stadtbücherei Saarbrücken
2002 "Mein künstlicher Werdegang" oder auch "Die
Kunst-Lauf-Bahn", Diavortrag in der Bibliothek der HBK Saar
Ausstellungsbeteiligungen
1992 Papierobjekte, Galerie im Haigerlocher Schloss
1993 Innerer Raum - Äußerer Raum, Performance und Installation,
Galeria ASPEKTI, Warschau
1993 Der Arbeitstisch - Das Zwischenmodell, Galerie der FKN Nürtingen
1994 Strohsack - Installationen, Rathaus Nürtingen
1995 Es wird sich zeigen - Ausmaße fortlaufend, 47 Schachteln,
Galerie der FKN Nürtingen (Kunstzeitschrift)
1996 Haus und Hof, Videostills und Tischinstallation, Wanderausstellung
in der Stadt Reutlingen
1997 Orlando, Kleider- und Videoinstallation, "Mitgehangen
- Mitgefangen", Wasserwerk Scheidt, Saarbrücken (CD - ROM)
1998 Es wird sich zeigen - Ausmaße fortlaufend, 47 Schachteln,
Kunstszene Saar, Landeskunstausstellung, Museum St. Ingbert (Katalog)
1999 Kunst im Kasten, "Wir werden sehen", Saarländisches
Künstlerhaus, Saarbrücken (Katalog)
2000 Puschel - Puschel, Objekt und Fotografie, Kunstszene Saar,
"Visionen 2000", Landeskunstaussstellung, Museum St. Ingbert
(Katalog)
2001 Zart - kernig - bunt, (mit Julia Baur), Computerausdrucke,
"die erotic-ausstellung ", Galerie Rainer Wehr, Stuttgart
2001 Standpunkte, Lügen und Sagen, "Die erinnerte Wohnlandschaft
", "spinball", Jahresausstellung, Württembergischer
Kunstverein Stuttgart
2001 Sternstündchen und Puschel-Puschel "Sternstunde",
DINGETHAL ART, Weil Der Stadt
2002 "wem
ich begegnet bin", Accrochage, K4 galerie, Saarbrücken
2003 "Das
Leben ist schön", mit C. Rammacher und J. Schmidt, K4 fabrik
- Alte Baumwollspinnerei St. Ingbert
Gemeinschaftsausstellungen mit Julia Baur
1998 "moment mal" , Fotografie und Videostills, OT Galerie,
Saarbrücken (Katalog)
1999 zart - kernig - bunt, Computerausdrucke, Ausstellung und Event,
"70 Tage vor Ort ", Stuttgart
2000 zart - kernig - bunt, Computerausdrucke, Ausstellung und Event,
Archipenko, Saarlandmuseum Saarbrücken
2001 zart - kernig - bunt, Computerausdrucke, Fotos und Event,
Galerie Castel Coucou, Forbach Frankreich
Karin Schlicht - Werkbeschreibung
Statement zur Arbeit "10 Schachteln"
von Dr. Gerhard Glüher
Im Zeitalter der Nach-Avantgarden ist die bürgerliche Welt - mitsamt
unserer Sicht auf sie - ein langsam verschwindendes Relikt des letzten
Jahrhunderts geworden. Karin Schlicht reagiert mit ihrer Arbeit auf dieses
Phänomen, indem sie auf eine sehr subtile Art der Spurensuche begibt
- dies jedoch nicht, ohne einen entlarvenden Blick auf die Untiefen dieser
Zeit zu tun.
Kontext Fotografie:
Die verstärkte Nahsicht der Fotografie präsentiert schonungslos
offen, beinahe hämisch, die Pseudo-Geborgenheit und den kunstgewerblichen
Kitsch dieser selbst geschaffenen kleinbürgerlichen Illusion. Dabei
fungiert sie doch gleichzeitig als Zeuge und Beweismittel des vergehenden
Zeitalters.
Was Karin Schlicht in ihren Schachteln präsentiert, ist daher ein
Stück gelebte Vergangenheit, individuell gelebte Zeit, die sie für
die heute anonyme Nachwelt aufbewahrt, aber auch konserviert im Sinne
eines Zustandes angehaltener Zeit. Der pessimistischen These Paul Virilios
einer "Ästhetik des Verschwindens", setzt die Arbeit der
Künstlerin eine positive wie hintergründige These mit Hilfe
der Fotografie entgegen.
Der Aspekt des "Geschenkkartons":
Die handwerklich gestaltete Verpackung, welche vielfältige Erwartungen
auf den Inhalt weckt und doch auch die Unsicherheit der Enttäuschung
in sich trägt. Die "Multiples" der Fluxus-Kunst und vor
allem von Joseph Beuys haben hier wohl ihre Spuren hinterlassen, da auch
sie die Vervielfältigung, das Serielle, die preiswerte Inbesitznahme
usw. Bezug nahmen. Dennoch hebt sich Karin Schlichts Arbeit von diesem
typisch "modernen" Kunstbegriff ab und wendet sich der Nach-Moderne,
also der Gegenwart zu. Ich sehe dieses Moment im Aspekt der besonderen
Konzentration und Sorgfalt auf das "Außen", welches das
ganze Werk einnimmt. Nicht im schlechten Sinne aufgesetzten Fassade, sondern
im Sinne der Re-Präsentation, des Signums, der Corporate Identity:
Design wird zum Zeichen für das Bezeichnete, ohne selbst Design zu
sein. Mit anderen Worten: in der Arbeit der Künstlerin wachsen auf
fast schon irritierende Weise das Signifikat und Signifikant zusammen.
Eine solche Leistung vermag nur die Kunst, niemals das Design zu vollbringen.
Dies weiß Karin Schlicht wohlüberlegt einzusetzen.
Den Kontext Kunst verläßt die Arbeit nicht, da sie in der
Präsentation ihren Objektcharakter deutlich herausstellt. Es ist
eher ein Spiel mit dem Design.
Kontext Anthropologie:
Das menschliche Subjekt verbirgt sich gerne unter und hinter seinen selbst
gemachten Zeichen und Symbolen (s)einer Klasse. Mit anderen Worten, die
Dialektik des Spiels zwischen Individuum und Typus nimmt Karin Schlicht
auf und bricht es ironisch durch das Symbol der Schachtel. Alles ist außen
scheinbar gleich, doch wie das Innere der jeweils individuellen Vergangenheit
aussah, verrät sie dem Betrachter nur ein kleines Stück weit.
In dieser Geste der Verweisung schafft sie dann einen freien Raum, in
den wir unsere eigenen Symbole, Obsessionen, ja vielleicht auch geheime
Sehnsüchte verpacken können.
Karin Schlicht - Abbildungen

Geheime Sehnsüchte - Kitschige Spuren
"Lebensräume - Lebensträume"
Rauminstallation im K4 forum, 2000

10 Schachteln
Installation im K4 forum, 2000
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